026-009 Silvester
nehme ich mir
immer etwas vor.
Ich bleibe zu Hause
und diktiere
mir selber
meine Pflichten.
nehme ich mir
immer etwas vor.
Ich bleibe zu Hause
und diktiere
mir selber
meine Pflichten.
Das Leben ist wie ein Baum.
Sieh nur
wie seine Äste
sich neigen
bei Wind und Wetter.
Mal zaust ein Sturm
die Blätter
mal streichelt
ein lauer Wind.
Sieh nur genauer hin
und du wirst
erkennen
daß selbst ein Orkan
seinen Wurzeln
nichts anhaben kann.
Wenn seine Krone
zuweilen
auch bedrohlich schwanken mag -
seine Wurzeln
bleiben fest
in der Erde verankert.
So ist es auch bei dir:
Wenn dein Leben
tiefe Wurzeln
in sich trägt
werden Stürme
zwar rütteln und schütteln können
dich aber niemals entwurzeln.
Du wirst
deinen Weg finden
und deine Blätter
wippen fröhlich im Wind.
Eigentlich
waren wir verabredet
aber
du versuchst
mir am Telefon zu erklären
daß du heute
nun doch
keine Zeit hättest.
Ich spüre meine Trauer
wie einen
schmerzenden Schnitt
ich bin wie gelähmt
und habe
einfach Angst
nach dem Grund zu forschen.
Diese gräßliche
kleine miese Angst
die mir jetzt
den Rücken herunterrieselt
dann wieder
zu den Schultern hochkriecht
um von dort aus
ganz ungefragt
in meinen Verstand einzudringen
nimmt mehr und mehr Form an.
Ich ahne
daß du mich belügst
spüre
daß du nach Ausflüchten suchst.
Es erschüttert mich
zu erkennen
daß ich für dich
nicht mehr gewesen sein muß
als ein harmloser Flirt
ein lästig gewordener Irrtum.
Doch
in meine
aufsteigenden Rachegefühle
mischt sich immer drängender
das Wissen um deine Not
mir deine fehlenden Gefühle
eingestehen zu müssen.
Ich sehe ein
daß ich so
nicht mit dir leben kann.
Wir wollten noch einmal
über alles sprechen.
Aber es kam anders
als ich es mir gewünscht hatte.
Ich hatte mir vorgenommen
dir zu verzeihen
Verständnis zu zeigen
dir wirklich einmal
zuzuhören.
Du jedoch mußt wohl
mit ganz anderen
Gefühlen
deine Wohnung verlassen haben
und - sowohl deine Wohnungstür
als auch dein Herz
verschlossen haben.
Ich spüre
daß du nur
Vergangenes anrührtes
während ich so sehr
gehofft hatte
aus unseren Fehlern
Erfahrungen machen zu können.
Wir trennen uns
der eine im Zorn
der andere in Tränen.
Ich bin traurig
daß wir
nun doch nicht
zueinander passen.
Schon lange quälte mich
so ein ungutes Gefühl
du könntest krank sein.
Aber
meine grenzenlose Angst
brachte es
immer wieder fertig
von dem Gedanken daran
abzukommen.
Du selbst
überbrachtest
mir dann die Nachricht
fast zögernd
ängstlich
beinahe um Entschuldigung
bittend.
Du warst gefaßt.
Tapferkeit und auch
Entschlossenheit
sahen mich
aus wissenden Augen an.
Ich war verwirrt.
Alle Hoffnung
alles Bangen
manches Gebet
waren nun doch
so ganz umsonst gewesen!
Meine Gedanken um dein Schicksal
überschlugen sich
ließen mir kaum Zeit
um die Tatsache
herumzureden.
Ich wollte einfach
nicht wahrhaben
daß ich umdenken muß
obwohl ich doch eigentlich
schon viele Wochen
hindurch
hätte erspüren können.
In schneller Folge
lösten sich
Angst und Wut
Trauer und neue Hoffnungen ab.
Wir schauen einander an
und spüren nun beide
daß der Betroffene
der Mutigere ist.
Ich nehme deine Hand
und bin entschlossen
dein Schicksal
ein Stück des Weges
zu teilen.
Ich liebe dich so sehr.
Allein am Hafen.
Wind spielt in meinem Haar.
Die Gedanken bei dir
auf dem Schiff
das dich fortträgt
von mir.
Unsichtbare Ängste
greifen nach mir
wie ich so dastehe
versunken
in die Gedanken
die den Abschied von dir
immer unnachgiebiger
wiederholen.
Wird deine Wiederkehr
auch so ergreifend
für mich sein?
Ich möchte dir nachwinken
aber ich werde für dich
nur ein Punkt sein
ein Nichts irgendwo am Kai.
Wind spielt in meinem Haar
und ich tauche ein
in die Ohnmacht
der Verlorenheit.
Sonntag im Yachthafen.
Bunt aufgereiht dümpeln
die glänzenden Boote
im bewegten Wasser.
Vielbeachtet.
Wohlgepflegt.
Am Tage
drängen sich Schaulustige
und malen sich aus
eines dieser Boote
zu besitzen
damit hinauszufahren
Freiheit zu atmen.
Niemand beachtet
das kleine alte Boot
dort oben
neben der Slipanlage.
In Pension.
Alt
aber doch noch brauchbar.
Spaziergänger
werfen im Vorübergehen
Abfälle hinein
und treten manches Mal
gegen die Planken
ihre Stabilität zu prüfen.
Später aber
sobald die Dämmerung
für Frieden gesorgt hat
gibt es jemand
der heimlich das Papier
heraussammelt
und dem alten Boot so
seine Ehre erweist.
Und würden die ehrwürdigen
hohen Bäume
drumherum
nur einmal ein wenig
wegschauen
sähe man eine kleine Jungenhand
liebevoll
über das alte Holz
streicheln.
Eines Tages
wird das ersehnte Boot
wohl doch noch einmal
neue Farbe erhalten
aber vorher muß
der kleine Junge
erwachsener geworden sein.
Stille am Hafen.
Der morsche Kahn
liegt wankend im Schlick.
Welle um Welle
umspült
seine rissigen Planken.
Ausgedient.
Verrottet.
Halb vergessen?
Am Abend jedoch
kommst du vorbei
setzt dich
auf die schwankenden
Bretter der Mole
und schaust hinüber
zu deinem alten Kahn.
Die gigantischen Hotelbauten
am Horizont
scheinen
im aufkommenden Wind
melodisch zu nicken.
Sie spüren und verstehen
diese unvergleichliche Liebe
zwischen dir
und deinem alten Freund
dem Boot.
Eine Welle
streichelt platschend
darüber hinweg
und morgen
kommst du schon wieder.
Die untergehende Sonne
wird mit sanften Farben
Zufriedenheit
auf alle Gesichter malen
und dann
kehrt wieder
Stille am Hafen ein.